Oper Dortmund: Lucian Krasznec – Dortmunds neuer lyrischer Tenor

Foto @ www.luciankrasznec.de/
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Vor wenigen Wochen wurde er erst 30, und dennoch blickt er schon auf beachtliche künstlerische Erfolge zurück. Der Neuzugang am Theater Dortmund, Lucian Krasznec , einer von mehreren neu verpflichteten Tenören am Opernhaus.

Bereits 2005, da war Lucian Krasznec gerade Mitte 20, sang er den Tamino aus der Zauberflöte beim Würzburger Mozartfest und 2006 den Idomeneo in Mozarts gleichnamiger Oper. 2012 wirkt er in der Produktion der Zauberflöte anlässlich der Salzburger Festspiele mit. Die Regie übernimmt Jens-Daniel Herzog, Dortmunder Opernchef, die musikalische Leitung hat Nikolaus Harnoncourt.

Mechatronische- und Mozartjahre

Lucian Krasznec
Lucian Krasznec

Der 1981 im rumänischen Banat geborene Tenor, Sohn deutschstämmiger Eltern, erzählt, dass in seiner Familie schon immer viel gesungen wurde. So habe er bereits mit 4 ½ Jahren in der Kirche das Vater unser gesungen. Die ersten knapp 10 Jahre seines Lebens verbrachte er mit seiner Familie in Rumänien. 1992 siedelte die Familie Krasznec nach Deutschland über. Damit er schneller die deutsche Sprache erlernt, meldete ihn sein Vater in einem Kindersingkreis an. Später sang er dann in einem Kirchenchor und war auch Mitglied einer Kirchenband. Über eine Freundin kam er zu seinen ersten Gesangsstunden. Sie schlug ihm vor, sich mit ihm die Gesangsstunden zu teilen, was Lucian Krasznec gern annahm. Später belegte er die Stunden allein.

Zunächst schien das Singen für den jungen Lucian noch ein Hobby und eine Liebhaberei zu sein. Er absolvierte daher erst einmal eine Ausbildung zum Mechatroniker. Ein Beruf, der sich oft in der Autobranche findet, da er eine Verbindung zwischen Mechanik und Elektronik darstellt. Nach seiner Lehre leistete er noch den Zivildienstdienst ab und besuchte dann die bayerische Berufsfachschule für Musik. Während dieser gesamten Zeit nahm er weiter kontinuierlich private Gesangsstunden, wie Lucian Krasznec mir in unserem Gespräch erzählte.

Den lyrischen Tenor lies aber seine Leidenschaft zum Singen während dieser gesamten Zeit nicht los. Er begann an der Hochschule für Musik ein Gesangsstudium bei der international bekannten Sopranistin Cheryl Studer. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen, die an dieser Hochschule elementare Musikpädagogik (EMP) studierte. Schon sehr bald kamen die ersten Verpflichtungen und auch Preise für den jungen, engagierten Tenor. So sang er 2010 sehr erfolgreich bei den Seefestspielen im österreichischen Mörbisch den Zarewitsch in Lehars gleichlautender Operette, sowie auch den Zigeunerbaron. Sein erstes festes Engagement bekam er 2008 am Theater Darmstadt. Er blieb dort Ensemblemitglied bis zu seiner diesjährigen Verpflichtung in Dortmund.

Dortmunder Zeit und das Ende der Zwanziger

Lucian Krasznec mit Sohn
Lucian Krasznec mit Sohn

Krasznec wohnt seit diesem Jahr mit seiner Frau Agnieszka und dem kleinen 2-jährigem Sohn Jacob-Maximilian in der Nähe des Stadttheaters Dortmund. Seine erste berufliche Aufgabe im neuen Engagement war der Steuermann in Richard Wagner’s  Fliegendem Holländer. Von Publikum und Presse für sein Rollenportrait sehr gelobt, konnte er gleich in seinem Dortmund-Debut kräftig punkten. „Ich fühle mich in Dortmund und im Kreis der Kollegen und Mitarbeiter des Hauses sehr wohl“, sagte er im Gespräch und verwies auch auf das angenehme Betriebsklima, dass am Theater Dortmund vorherrsche. Das er sich in der Ruhrgebietsmetropole wohlfühlt ist im Gespräch deutlich zu spüren. Neben dem Holländer wirkt der Künstler auch in der Neuproduktion der Bellini-Oper Norma in der Rolle des Flavio mit.

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Lucian Krasznec by Luciankrasznec.de

Offen und sympathisch spricht er über sich und seine künstlerische Arbeit. Er sieht sich stimmlich im lyrischen Fach beheimatet, sowie im „leichten“ italienischen Fach, wie etwa die Partie eines Nemorino in Donizettis Liebestrank. Schwerpunktmäßig singt er die Tenorpartien in den Opern Mozarts. Und gerade hier nennt er als einen seiner sängerischen Vorbilder einen Tenor, der speziell auf diesem Gebiet großes geleistet hatte. Fritz Wunderlich, der 1966 früh verstorbene deutsche lyrische Tenor. Wunderlich starb mit nur 35 Jahren, kurz vor seinem Debüt an der New Yorker Metropolitain Opera, an den Folgen eines Sturzes. Aber er hinterliess hochgelobte Einspielungen, die für viele junge Tenöre richtungsweisend geblieben sind. Als zweites großes Vorbild nennt Krasznec den wohl berühmtesten Tenor der letzten Jahrzehnte, Luciano Pavarotti.

Zielstrebig arbeitet Lucian Krasznec weiter an seiner Karriere. Im Januar dieses Jahres hatte er sein Debüt an der Oper Frankfurt als Tamino. Als nächste große Aufgabe steht 2012 Mozarts Cosi fan tutte auf seinem und dem Dortmunder Spielplan. Dort übernimmt er die Partie des Ferrando. Mit seinem angenehmen lyrischen Tenor und seinem –heutzutage nicht unwichtig– guten Aussehen sicher eine hervorragende Rollenbesetzung der Oper Dortmund. Man darf gespannt sein.

Das landläufige Klischee über Tenöre bedient Lucian Krasznec ganz sicher nicht. Ganz im Gegenteil. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner mit einer positiven und natürlichen Ausstrahlung, dabei zielstrebig und bodenständig. Das ihn sein Weg nächstes Jahr zu den Salzburger Festspielen führt, ist sicher nicht ganz zufällig. Denn er bringt vieles mit, was einen guten Tenor ausmacht. Und das er dazu noch ein charismatischer Typ ist kann auch nicht schaden.

Künstlerfoto Lucian Krasznec
Künstlerfoto Lucian Krasznec

Doch vor allen beruflichen Plänen hatte er aber vor kurzer Zeit eine neue unaufschiebbare persönliche Herausforderung. Das dritte Lebensjahrzehnt hatte begonnen. Aber so schlimm wird’s nicht Lucian! Ganz im Gegenteil, es kommt noch besser!

* Artikel auch erschienen auf www.deropernfreund.de

Service:

*Stichwort: Lucian Krasznec

Homepage des Tenors Lucian Krasznec

mit weiteren Infos, Fakten , Fotos und Terminen

Termine Dortmund:

Fliegende Holländer

Norma

Cosi fan tutte

Termine Salzburger Festspiele 2012:

Zauberflöte

YouTube-Videos mit Lucian Krasznec

*Detlef Obens

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