Das Phänomen Edita Gruberova

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Sie ist das, was man schlichtweg ein Phänomen nennt! Mit ihren nun 66 Jahren begeisterte sie das Münchner Publikum wieder einmal in der Premiere der selten gespielten Bellini-Oper „La Straniera“ (die Fremde) am 5.7.2012 im Münchner Gasteig. Sie sang diese Rolle erstmals auf der Bühne und wählte hierzu eine konzertante Aufführung. Die Presse berichtet, wie stets wenn Gruberova auftritt, von nicht enden wollendem Jubel. Der Weltstar scheint nahezu zeit-und alterslos zu sein, wenn man ihre Auftritte über all die Jahre Revue passieren lässt. Sie ist die weltbeste Koloratursopranistin der Gegenwart, sie versetzt ganze Opernhäuser ins kollektive Delirium, sie begeistert ihre vielen Fans rund um den Globus und das schon seit Jahrzehnten. Die gebürtige Slowakin, deren Weltkarriere 1970 an der Wiener Staatsoper begann und die bis heute anhält.

 

Wer „La Gruberova“ einmal live erlebt hat, wird dies nie vergessen. Ihre Wahnsinns-Koloraturen, ihre fast unermessliche Höhe in der Stimme, ihre sensationellen Spitzentöne und, wie in den letzten Jahren vermehrt, auch ihre großartigen Rollengestaltungen(u.a. die Norma in München) sind umwerfend. Da darf sie völlig berechtigt auch mal pointiert Kritik am modernen Regie-Operntheater äussern.

Umso bedauerlicher ist es für die deutschen Fans, dass die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit der Künstlerin mit der Bayerischen Staatsoper 2014 endet. Sie fühle sich ein wenig aufs Abstellgleis geschoben, fasst sie ihr Gefühl zusammen. Die Münchner Oper hatte die Anzahl ihrer Auftritte immer weiter reduziert, so dass Edita Gruberova dann selbst den Entschluss fasste, sich dort 2014 zu verabschieden. Unerklärlich, wenn man bedenkt, dass es gerade die Aufführungen mit der großen Gruberova waren, die stets für ausverkaufte Vorstellungen gesorgt haben, und dies oft schon lange im Voraus. Offensichtlich haben die Bayern da ein Luxusproblem. Vielleicht sollten die Münchner Opern-Verantwortlichen einmal darüber nachdenken, ob nicht eher die Intendanz, als vielmehr Edita Gruberova, auszutauschen sei. Allerdings dürften sich manch andere große deutschen Opernhäuser nun vermehrt darum reissen, diese Ausnahmesängerin zu verpflichten.

Auch, wenn die Auftritte in der letzten Zeit weniger wurden und Frau Gruberova bei der Auswahl der Aufführungen  stimmlich ökonomischer plant, muss niemand auf das Stimmerlebnis Gruberova verzichten. Das Internet ist voll von Mitschnitten ihrer Rollen und Aufführungen, die sie weltweit präsentiert hat. Und stets enden diese Mitschnitte im Jubel der jeweiligen Opernbesucher. Die folgende Auswahl kann nur subjektiv sein, aber zeigt doch über welche gesangstechnischen Möglichkeiten diese Sängerin verfügt.

1985 sang sie in Neapel die Hauptrolle in Bellinis „La Sonnambula“. Natürlich ein Triumph! Erfreulicherweise gibt es einen Ausschnitt ihrer Arie „Ah non giunge“. Sie liefert dort ein Paradestück an Koloraturgesang ab, das seines gleichen sucht. Sie endet auf dem hohen F.

Ein weiterer grandioser Mitschnitt findet sich bei Youtube von einer ihrer Violettas aus Verdis La Traviata. 1992 sang sie diese Rolle in Venedig. Aber immer wieder triumphierte sie in Rollen von Bellini und Donizetti.

Donizettis Oper „Roberto Devereux“ gilt als eine schwer zu besetzende Oper. Insbesondere die weibliche Hauptrolle, Elizabeth I., stellt höchste Ansprüche an die Sängerin. Und gerade in dieser Rolle ist Edita Gruberova so phantastisch, wie keine andere. Ihre Münchner Aufführungsserie 2005 war, auch wenn ich mich wiederhole, ein einziger Triumph für den Weltstar. Das Finale der Oper gestaltet Gruberova mit einer solchen, nicht nur gesanglichen, Ausdruckskraft und Intensität, dass einem den Atem raubt. Wie sie sich am Ende der Finalszene die Perücke vom Kopf zieht und sich dabei der Hässlichkeit preisgibt, ist in Worten kaum zu beschreiben. Dabei singt sie wie von einem anderen Stern und reisst  das Publikum zu recht von den Stühlen. Mein absolutes Video-Highlight von dieser begnadeten Sängern.

Aus 1982 (Wiener Staatsoper) stammt dieser sensationelle Livemitschnitt mit eine ihrere absoluten Paraderollen: der Lucia aus Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor.“ Die Wahnsinnsszene interpretiert Edita Gruberova auf so zarte und intensive Weise, wie es eigentlich nur sie selbst beherrscht. Absolut hohe Gesangskunst und ein Muss für jeden Gruberova-Fan.

Wer nun vielleicht auf den Geschmack gekommen ist, wird unter dem Stichwort „Edita Gruberova“ auf youtube mehr als fündig. Sensationell auch die meissten ihrer Operneinspielungen auf CD, von denen einige Massstäbe setzten. Das Edita Gruberova die für mich weltweit beste Koloratursängerin ist, brauche ich vermutlich nicht besonders zu erwähnen.

Edita Gruberova steht für mich auf einer Stufe mit der legendären Maria Callas. Beide haben das, was nicht alle Sängerinnen ihrer Klasse besitzen: Die Fähigkeit, allein mit ihren Stimmen Emotionen beim Zuhörer auszulösen, die sogar körperlich spürbar sind. Das vermögen nur Jahrhundertstimmen.

Edita Gruberova zählt unbestritten dazu!

*alle Videos veröffentlicht auf youtube.de

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2 Gedanken zu „Das Phänomen Edita Gruberova&8220;

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